Mario Lüddemann
14.11.2019
Innerhalb der EU gehört Deutschland gemessen an den Vermögenswerten zu den ärmsten Nationen. Mit einem Pro-Kopf-Geldvermögen von 52.890 € liegen wir im Vergleich zur Schweiz (178.990 €), aber auch zu Krisennationen wie Italien (58.610 €) oder Griechenland (87.433 €) weit hinten. Der ein oder andere meiner Leser wird nun wohl zurecht überrascht sein. Schließlich geht es uns doch gemessen an den wirtschaftlichen Indikatoren ganz gut. So bewegt sich die Arbeitslosenquote mit einem Wert von 4,8 % dem aktuellen Bericht der Arbeitsagentur zufolge auf einem sehr geringem Niveau. Auch die Nachfrage nach Arbeitskräften bleibt weiterhin stark.
Warum der Großteil des deutschen Bevölkerung trotz dieser optimalen Voraussetzungen bei der Betrachtung der Vermögenswerte im internationalen Vergleich dennoch so schlecht abschneidet, soll Thema des heutigen Newsletters sowie meines daran anschließenden Podcasts sein.
Ein wesentlicher Grund für die ungleiche Vermögensverteilung innerhalb Europas ist der Immobilienbesitz. Einem Bericht des Manager Magazins zufolge können nur 44 % aller Privathaushalte die Wohnung beziehungsweise das Haus zu ihrem Eigentum rechnen. Der Immobilienboom der letzten Jahre hatte somit auf die meisten deutschen Haushalte keine positiven Auswirkungen. In Deutschland gehört der Großteil der Immobilien den Reichen oder ihren Firmen. Auf der anderen Seite zahlt der Hauptanteil der Bevölkerung Miete. Im Durchschnitt fallen hier 30 % des Nettoeinkommens an. Dass diese Umstände dem Aufbau von Vermögen entgegenwirken, dürfte jedem klar sein.
Die wohl wesentlichste Ursache für das vergleichsweise geringe Vermögen der deutschen Bevölkerung dürfte die schwache Aktionärsquote sein. Die Quote gibt Auskunft über den Anteil der Aktionäre an der Gesamtbevölkerung. Dabei wird der Besitz von Aktien ebenso berücksichtigt wie der von Anteilen an Fonds, die ihr Fondsvermögen ganz oder zum Teil in Aktien investieren.
Aktuell liegt die Aktionärsquote mit rund 16 % weit hinter den meisten anderen Nationen. Somit ist nicht einmal jeder 6te am Aktienmarkt engagiert, was aus meiner Sicht in Anbetracht der langanhaltenden Null-Zins-Politik einen erschreckend geringen Wert darstellt.
Die Tatsache, dass die Aktionärsquote beispielsweise in den USA, der Schweiz oder in den skandinavischen Ländern im Vergleich zu unserer mehr als doppelt so hoch ist, unterstreicht die schwache Ausprägung der deutschen Aktienkultur einmal mehr.
Diese Frage hat ihre klare Daseinsberechtigung. Bei einer durchschnittlichen annualisierten Rendite von 6-8 %, die der Aktienmarkt in der historischen Betrachtung nachweisen konnte, ist es weder dem Immobilien- noch den Anleihenmarkt gelungen, diesen Wert outperformen zu können.
Aus meiner Sicht liegt der eigentliche Grund für die Abneigung der meisten ihr Geld gewinnbringend an der Börse zu investieren und somit die starken Renditen zum Vermögensaufbau für sich zu nutzen im starkem Bedürfnis nach Sicherheit. Für meine Annahme spricht auch die aktuelle Studie des Deutschen Aktieninstituts und der Stuttgarter Börse, wonach die Hauptursachen in einem zu hohem Risiko, aber auch in mangelndem Wissen und zu geringem Kapital besteht.
Da es mir ein Anliegen ist, diesen Hürden zu begegnen und so zur Verbesserung der Aktienkultur in Deutschland beizutragen, hab ich vor kurzem einen wirklich interessanten Podcast im Rahmen des Goldprogramms bei Hermann Scherer aufnehmen dürfen. Im Vordergrund steht das Thema Investment und warum es so wichtig ist, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Zur vollständige Aufzeichnung meines Interviews gelangst Du unter dem nachfolgenden Link: https://bit.ly/372LvTO