Bankenkrise 2023: Wie kannst Du die aktuelle Krise an der Börse nutzen?

Von Mario Lüddemann

15.06.2023

Steht uns ein neuer Börsencrash bevor?

Inflation, Krisen, Kriege – momentan spielt die Weltwirtschaft verrückt und in genau diesen Zeiten gibt es kein wertvolleres Gut als Wissen. Denn es gab wohl selten mehr Theorien, Panikmache und mediale Verwirrung über den Stand und die Entwicklung der Weltwirtschaftslage als derzeit.

Was aber ist denn nun die wichtigste Fähigkeit großartiger Investoren und Trader? Klarheit und Resilienz. Ich weiß: Gerade bei der derzeitigen Weltwirtschaftslage leichter gesagt als getan.

Denn im letzten Jahrzehnt konnte jeder einfach an der Börse Geld verdienen. Es gab kaum Märkte die kein Wachstum aufweisen konnten – ganz egal ob Immobilien, Aktien, ETFs oder andere Finanzprodukte. Doch die Weltwirtschaft befindet sich im Wandel und genau in diesen Zeiten zeigt sich, wer wirklich in der Lage ist, erfolgreich zu investieren.

Die wahrscheinlich häufigste Frage, die mir aktuell gestellt wird, ist:
Mario, was passiert da gerade wirklich am Markt und was kann ich mit meinem Geld machen?

Das Wichtigste an dieser Stelle ist, dass Du verstehst, wie die Märkte wirklich funktionieren und zusammenhängen. Die Wirtschaft funktioniert wie ein Motor – viele einzelne Teile haben ihre Aufgabe und alles trägt zu etwas bei. Ich möchte Dir helfen, damit Du die Thematik und die möglichen Implikationen für Privatanleger, Investoren & Trader in Gänze verstehst.

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Steht uns die nächste Bankenkrise bevor?

Bankencrash Silicon Valley Bank – was ist passiert?

Im März 2023 kam es zu einem bedeutenden Zusammenbruch im Bankensektor, der als der größte seit der Finanzkrise 2007/2008 gilt. Eine der Hauptursachen war die Kursänderung der Zentralbanken, die aufgrund hoher Inflationsraten ihre Leitzinsen kontinuierlich und drastisch erhöhen mussten.

Dies hatte negative Auswirkungen auf Banken, die einen signifikanten Anteil an niedrig verzinsten Staatsanleihen in ihrem Portfolio hielten. Insbesondere traf es die kalifornische Silicon Valley Bank (SVB), die innerhalb kürzester Zeit das Vertrauen ihrer Kunden verlor und am 10. März unter die Aufsicht der US-Einlagensicherung FDIC gestellt wurde.

Im folgenden Chart kannst Du sehen, wie der Aktienkurs der Silicon Valley Bank innerhalb weniger Tage abstürzte.

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Der Verlauf der der Aktie der Silicon Valley Bank im März 2023

In der Folge wandten sich die Märkte auch von Signature Bank und der Schweizer Bank Credit Suisse ab, die am 19. März unter staatlichen Garantien von der UBS übernommen wurde. Eine Woche später stürzten auch die Aktienkurse der beiden großen deutschen Finanzinstitute Deutsche Bank und Commerzbank ab, so dass sogar der Bundeskanzler Olaf Scholz öffentliche Unterstützung ankündigen musste.

Befinden wir uns derzeit in einer Rezession?

Und auch die Rezession beschäftigt uns in diesem Jahr natürlich. Der Ausdruck "Rezession" hat seinen Ursprung im Lateinischen und bezieht sich auf einen Rückgang.

In wirtschaftlicher Hinsicht bezeichnet er eine Phase, in der die Wirtschaft nicht wächst, sondern schrumpft – also in einem Abschwung oder Rückgang steckt. Zur Messung der wirtschaftlichen Lage dient das Bruttoinlandsprodukt (BIP). Offiziell wird von einer "technischen Rezession" gesprochen, wenn das BIP in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen im Vergleich zu den entsprechenden Vorjahresquartalen nicht wächst, sondern rückläufig ist.

Die Rezession ist eine von vier Phasen, die der Konjunkturzyklus einer Volkswirtschaft durchlaufen kann. Sie folgt auf die Phase der Hochkonjunktur und kann im schlimmsten Fall in eine Depression übergehen. Nach einer Depression tritt früher oder später wieder ein Aufschwung ein.

Gemäß einer aktuellen Prognose des Internationalen Währungsfonds (IWF) wird erwartet, dass die deutsche Wirtschaft im Jahr 2023 um 0,1 Prozentpunkte schrumpfen wird, was zu einer leichten Rezession in Deutschland führen würde.

Ist die derzeitige Situation mit der Finanzkrise von 2008 vergleichbar?

Viele sehen Parallelen zur Finanzkrise von 2008, aber es gibt doch deutliche Unterschiede.

Die Finanzkrise von 2008 wurde durch das Platzen der Immobilienblase in den USA ausgelöst. Viele US-Bürger mit niedrigem Einkommen hatten Kredite erhalten, um ein Eigenheim zu kaufen.

Diese Kredite waren oft ungesichert und konnten nicht mehr zurückgezahlt werden, als die Immobilienpreise zu sinken begannen. Vorher wurden jedoch diese "faulen Kredite" an andere Banken und Investoren weltweit weiterverkauft. Als Ergebnis blieben alle diese Geldgeber auf den ausgefallenen Krediten sitzen, was zu einem Vertrauensverlust zwischen den Banken führte und zahlreiche Bankenpleiten zur Folge hatte.

Die weltweiten Finanzströme gerieten ins Stocken. Am 15. September 2008 meldete die global agierende Investmentbank Lehman Brothers Insolvenz an – der Höhepunkt der Finanzkrise war erreicht.

Immer mehr Banken weltweit gerieten in Schwierigkeiten und Staaten sprangen ein, um systemrelevante Institute zu stützen. Die weltweiten Börsen wurden ebenfalls von der Krise erschüttert, insbesondere im Oktober 2008.

Alle großen Indizes hatten in dieser Zeit Verluste in Höhe von 30–50 % zu verkraften.

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Verluste der großen Indizes während der Finanzkrise 2008

Aber wie immer an der Börse erholen sich die Kurse nach einer Krise wieder. Bisher war es in der Vergangenheit jedes mal so, dass nach einem großen Crash neue Allzeithochs erreicht wurden. Und so auch nach der Finanzkrise 2008.

Reaktion der Anleger auf die Finanz-Nachrichten 2023

Viele Anleger haben in der aktuellen Situation falsch reagiert. Denn sie haben von den Schwierigkeiten der Silicon Valley Bank in den Nachrichten erfahren und oftmals dann an dem Wochenende weiter recherchiert – vor allem wenn sie selbst in Bankaktien investiert waren.

Das Schlimmste was ein Anleger meiner Meinung nach machen konnte, war die Recherche im Internet und womöglich noch das Austauschen in irgendwelchen Internetforen. Denn hier wird oft Panik geschürt. Und aus Panik trifft man die falschen Entscheidungen, verkauft oft zu Tiefstpreisen und ärgert sich dann, wenn die Kurse doch wieder steigen.

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Durch Emotionen trifft man häufig die falschen Entscheidungen an der Börse

Meine persönliche Reaktion

Ich persönlich habe die Krise als Trader genutzt und bin in einigen Bankaktien short gegangen. Das heißt ich bin von einem fallenden Kurs ausgegangen und habe mich entsprechend positioniert.

Denn ich sage immer: Krisen sind für Trader quasi das Eldorado. Sie müssen eigentlich ihre Schubkarre nur rausstellen und abwarten, bis sie voll ist.

Als Investor war ich nicht in der Silicon Valley Bank investiert. Aber selbst wenn, hätte es mich nicht wirklich hart getroffen. Denn ich halte mich immer an meine Grundsätze, die aus Diversifikation, Stop-Loss setzen und der Einhaltung meines Handelsplan bestehen.

Wichtige Learnings aus der Krise

1. Diversifikation / Klumpenrisiko vermeiden

Um in Aktien zu investieren oder mit ihnen zu handeln, ist Diversifikation und die Vermeidung von Klumpenrisiken entscheidend. Dieser Aspekt ist einer der wichtigsten Punkte, um sich vor großen Verlusten aufgrund von Börsenturbulenzen zu schützen.

Auch ich habe diese Lektion auf die harte Tour lernen müssen. Zu Beginn meiner Karriere an der Börse setzte ich alles auf eine Karte und hatte nur eine Aktie in meinem Portfolio. Es gab viele Male, in denen das gut funktionierte und ich hohe Gewinne erzielte. Doch einmal lief es anders. Über Nacht verlor diese eine Aktie nahezu ihren gesamten Wert. Ich verlor fast mein ganzes Kapital, das ursprünglich bei 50.000 DM lag, und hatte nur noch 5.000 DM übrig.

Dieses Erlebnis hat mich gelehrt, dass mir so etwas nie wieder passieren darf. Daher rate ich Dir, immer in mindestens 10 verschiedene Einzelaktien oder Strategien zu investieren, damit Dich Kursverluste nicht so stark treffen. Persönlich investiere ich höchstens 10 % meines Kapitals in eine einzige Strategie – oft sogar deutlich weniger.

Wenn man in Aktien investieren oder mit ihnen traden will, ist Diversifikation und die Vermeidung vom Klumpenrisiko alles. Denn das ist einer der wichtigsten Punkte, um sich vor hohen Verlusten in Folge von Turbulenzen an der Börse zu schützen.

Aber auch zehn verschiedene Aktien sind keine breite Diversifikation, wenn alle Aktien zum Beispiel Bankaktien sind.

Hättest Du also in der aktuellen Situation weltweit in Aktien von verschiedenen Banken investiert, wärst Du zwar theoretisch diversifiziert, aber durch die Konzentration auf nur eine Branche, wäre Dein Klumpenrisiko sehr hoch. In der jetzigen Lage hättest Du somit hohe Verluste erlitten, die einfach zu vermeiden gewesen wären.

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Ein breit aufgestelltes Portfolio schützt vor Risiken an der Börse

2. Volatiliät

Durch die Volatilität lässt sich schon im Vorfeld sagen, ob der Markt sich in einem schwierigen Umfeld befindet. In einer guten Marktphase bewegt sich die Volatilität in einem Bereich zwischen 10 und 20 Prozent.

Am Donnerstag vor dem Crash der Silicon Valley Bank sprang die Volatilität aber von 19 auf 21 Prozent. Und in den darauffolgenden Tagen kletterte die Volatilität sogar auf 27 Prozent.

In einer solchen schlechten Marktphase sollte man dann über geeignete Maßnahmen – wie Ressourcenverkleinerung, Absicherung usw. – nachdenken.

3. Stop-Loss

Es ist ratsam, Kursverluste durch den Einsatz eines Stop-Loss zu begrenzen. Aus meiner Erfahrung heraus empfehle ich jedem, der mit Aktien handelt, immer einen Stop-Loss zu setzen, auch wenn Aktiencrashes selten vorkommen. Es ist besonders einfach, eine solche Stop-Loss-Order umzusetzen, indem man beim Kauf der Aktie bereits ein Stop-Loss-Limit festlegt.

Ein Stop-Loss kann im Ernstfall dazu beitragen, den Verlust eines großen Teils des investierten Geldes zu verhindern und bereits erzielte Gewinne zu sichern. Persönlich nutze ich immer eine Stop-Loss-Order beim Trading, um mein Kapital zu schützen und das Risiko im Voraus genau abzuwägen. Für mich ist erfolgreiches Trading ohne Stop-Loss undenkbar.

4. Einzelaktien oder ETFs

Für ein erfolgreiches Investment und ein möglichst geringes Risiko ist es, wie bereits beschrieben, wichtig, dass Du Deine Anlage möglichst breit gestreut hast. Das ist einmal möglich, in dem Du viele einzelne Aktien kaufst oder in dem Du in einen ETF investierst.

Ein ETF ist ein passiv gemanagter Fonds, der einen Index abbildet. Es gibt verschiedene ETFs für die wichtigsten Handelsplätze der Welt, sei es DAX, S&P 500, Dow Jones, NASDAQ usw. Vielleicht hast Du ja schon einmal vom MSCI World gehört. Das ist ein weltweiter Index auf den es mehrere ETFs gibt, die diesen abbilden. Und auch ETFs auf zum Beispiel Rohstoffe und Edelmetalle gibt es.

Durch einen ETF investierst Du gleichzeitig in alle Unternehmen eines Index – die breite Diversifikation ist also gegeben.

5. Handelsplan

Es ist wichtig, sowohl die Diversifikation als auch den Stop-Loss in Deinen Handelsplan zu integrieren. In diesem Plan hältst Du alles fest, was für Deinen Börsenhandel wichtig ist, von optimalen Ein- und Ausstiegspunkten über Dein Risikoprofil pro Trade bis hin zu den Strategien, die Du verfolgen möchtest.

Ein solcher Handelsplan hilft Dir auch, in schwierigen Marktphasen disziplinierter zu handeln. Nehmen wir zum Beispiel die Bankenkrise in diesem Jahr als Beispiel, bei der die Kurse im DAX innerhalb von zwei Wochen um fast 8 Prozent aufgrund der Pleite der Silicon Valley Bank gefallen sind.

Stell Dir vor, Du hättest keinen Plan, wie Du vorgehen sollst. Wahrscheinlich würdest Du in Panik geraten und aus Angst, all Dein Geld zu verlieren, Deine Positionen verkaufen. Wenn Du jedoch im Voraus darüber nachdenkst, wie Du auf starke Kurseinbrüche reagieren möchtest, musst Du nicht weiter überlegen, sondern kannst einfach nach Deinem Plan handeln.

Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich sagen, dass ein solcher Handelsplan für einen Trader noch wichtiger ist als für einen Investor, da beim Trading höhere Schwankungen und damit auch größere Unsicherheiten auftreten können.

6. Krisen als Trader nutzen

Die beste Strategie ist in einer Krise, wo die Kurse einbrechen, sich darüber Gedanken zu machen, neue Investment-Positionen zusätzlich aufzubauen. Denn eins ist klar: Nach jeder Krise ist die Börse immer wieder nach oben gestiegen. Wenn wir uns die Charts der letzten Jahrzehnte anschauen, sehen wir, dass es in den Jahren nach einer Krise immer wieder neue Jahres- und Allzeithochs gab. Auch wenn es so aussieht, als würde die Welt untergehen – nach jedem Tief hat sich die Börse doch immer wieder erholt.

Aber auch als Trader kannst Du eine solche Phase natürlich optimal nutzen. Wenn Du in dieser Phase auf fallende Kurse setzt und short handelst, sind deutliche Gewinnmitnahmen möglich. Du musst nur die passenden Aktien für Deine Trades finden.

Ich persönlich bin zum Beispiel an dem Montag nach der Pleite der Silicon Valley Bank in die Deutsche Bank short eingestiegen und habe innerhalb von nur vier Tagen etwa 8 Prozent Performance erzielen können.

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Der Verlauf der Aktie der Deutschen Bank im März 2023

Tipp: Wohlfühlen mit der Börse

Mein wichtigster Tipp für den Handel an der Börse ist aber immer, dass Du Dich mit Deinem Handeln wohl fühlen musst. Es hilft Dir nicht, wenn Du auf Biegen und Brechen etwas tust, nur weil ein Berater es Dir geraten hat, Du mit dieser Position in Deinem Portfolio aber nicht mehr ruhig schlafen kannst.

Wenn Du also beim Handel in Krisenzeiten ein ungutes Gefühl hast und es Dir ein Stück weit Deine Gelassenheit nimmt, dann lass es. Handel in diesen Zeiten nicht. Sondern erst wieder in starken Marktphasen. So entgehen Dir zwar sehr wahrscheinlich Gewinne. Aber Du musst selbst einschätzen, ob die höheren Gewinne, die Unsicherheit und die schlaflosen Nächte aufwiegen.

Aber diese Entscheidung kann Dir niemand abnehmen. Du allein musst entscheiden, wie und in welchen Phasen Du handeln möchtest.

Gibt es den nächsten Börsencrash?

Die spannende Frage bleibt, ob es den nächsten Börsencrash gibt oder ob das dieses Mal nur eine kleine Krise war, die schnell wieder aufgefangen werden konnte. Also gibt es wieder einen Domino-Effekt wie 2008 und eine Bank nach der anderen fällt?

Meiner Meinung nach sind zwei Szenarien möglich. Einmal könnte eine gute Bodenbildung gefunden werden und der Markt stabilisiert sich wieder oder aber es gibt nur eine kurze Erholung und die Kurse fallen noch einmal unter die letzten Tiefs. Dann wird es an den Märkten auf jeden Fall noch einmal richtig unangenehm.

Denn mittlerweile musste schon die dritte Bank in den USA nach einer Bankenpleite gerettet werden. Die First Republic Bank wurde von der Großbank JP Morgan übernommen. Aber einen so starken Domino-Effekt wie 2008 sehe ich bisher noch nicht und so lange es diesen noch nicht gibt, sehe ich auch noch keine solche Krise wie die von 2008.

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Eine Wiederholung der Finanzkrise von 2008 sehe ich bisher noch nicht

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